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Leica M10 Monochrom Review

Hinweis: Dieser Text erschien zuerst auf der Website https://fotogoerlitz.de/ Foto Görlitz bietet Leica Kameras und Objektive als Neu- und Gebrauchtware an und war es auch, welcher mir ein Review Model zur Verfügung gestellt hat. Um ganz sicher zu gehen, deklariere ich diesen Beitrag als “Werbung”.

Ein kurzer Blick zurück

Seit Juli 2015 als die Leica Q veröffentlicht wurde bin ich nun schon "Leica Shooter". Als Einstiegsdroge dienten aber schon Jahre zuvor adaptierte Leica Objektive an meinen damaligen Fuji und Sony Kameras. 2018 dann bin ich endlich zu einer "richtigen" Leica, der M10 gewechselt und mir war damals schon bewusst, dass ich mich für ein Nischenprodukt entschieden habe. Ein sehr preisintensives Nischenprodukt obendrein. Es folgten zahlreiche Leica Objektive für welche man in Summe auch einen Kleinwagen oder eine Reise um die Welt hätte haben können. Aber gibt es denn wirklich ein ansatzweise vergleichbares Kamerasystem, welches mit Weltklasse Objektiven mit so viel überragende Bildqualität in einem kompakten Vollformat Gehäuse daher kommt? Wenn man bis hierher gelesen hat, dann kann die Antwort eigentlich nur “nein” lauten. Denn entweder ist man schon dem Leica Kult verfallen und steht zumindest kurz davor.

Und für all diese Kult Anfänger hat Leica Anfang 2020 die dritte Generation der M Monochrom Serie veröffentlicht für einen Ladenpreise von 7995,-€. Knapp 1300,-€ mehr gegenüber der "Standard" M10 und für eine Kamera die nicht mal Farbbilder kann. Ein Nischenprodukt im ohnehin schon hochpreisigen Nischensegment von Leica sozusagen.

Alles Quatsch und ein Abkassieren der treuen Kundschaft oder tatsächlich eine ernsthafte Kamera? Foto Goerlitz hat mir die Gelegenheit gegeben dieser und anderer Fragen auf den Grund zu gehen. Vielen Dank dafür!

Hallo M10 Monochrom

Bevor wir uns der Beantwortung der Frage widmen, schauen wir uns erstmal das Look & Feel der Kamera an. Als M10 Besitzer (schwarzes Modell) fällt sofort das matte Schwarz der M10 Monochrom auf. Und zugegeben, der matte Look der Monochrom sieht einfach besser und noch ein Stück edler aus. Auch die Reduzierung der Beschriftung am Gehäuse auf Schwarz-Weiß ist eine nette Note. Hier kann man Leica wahrlich nicht vorwerfen, dass man am Detail gespart hat. Macht man deswegen bessere Fotos? Natürlich nicht aber das Auge fotografiert ja schließlich mit. Was fehlt? Das rote Leica Logo auf der Vorderseite, wie auch schon bei der Leica M10-P.

Ansonsten fühlt man sich als M10 Besitzer oder auch als Besitzer jedes andere M-Modelles sofort zuhause. Alle Knöpfe und Rädchen sind an der gleichen Stelle, hier kam nichts hinzu und wurde entfernt oder umpositioniert. Hier gab es auch wenig zu verbessern für Leica. Denn schon die M10 überzeugte mit ihrem reduzierten aber wohl bedachten Bedienelementen. Die M10 Monochrom hat darüber hinaus die Features der Leica M10-P (noch so ein Nischenprodukt im Hauseigenen Nischensegment) übernommen: Display mit Touch Funktion sowie das super leise Auslösegeräusch. Letzteres ist das zweite Merkmal der M10 Monochrom (neben dem angesprochenen matten Look), der einen M10 Besitzer neidisch werden lässt.

Man könnte also auch sagen die M10 Monochrom ist eine M10-P mit anderem Finish, welche nur Schwarz-Weiß Bilder macht? Nein, die M10 Monochrom hat dann doch noch mehr zu bieten als nur Optik.

Die technischen Details

Die inneren Werte sind schnell erzählt und seien hier kurz erwähnt: ein neuer, knapp 41 Megapixel großer Schwarz Weiß CMOS Vollformat Sensor, ein Pufferspeicher von 2 Megabyte, ein SD Karten Slot, ISO Bereich von 160 bis 100.000, 3 Zoll Farbdisplay mit 16 Million Farben und 1 Million Pixeln, Verschlusszeiten von 1/4000s bis 16 Minuten, Bilder JPEG und DNG RAW Format, GPS und WLAN. Letzteres kann dazu genutzt werden um mit der Leica eigenen "Leica FOTOS" App die Bilder von der Kamera direkt auf das Smartphone oder Tablet zu transferieren. Für Freunde der mobilen Bildbearbeitung ein toller Komfort, insbesondere wenn man auf Reisen ist und den Laptop lieber zuhause lassen möchte.

Und wie fotografiert es sich mit der M10 Monochrom?

Im Grunde genommen ist das Fotografieren mit der M10 Monochrom nicht anders als mit jedem anderen M Modell: Framing und Fokussierung erfolgt über den optischen Messsucher, Blende und Scharfstellen am Objektiv, ISO wahlweise über das ISO Dial oder man überlässt der Kamera die Wahl der ISO. Bei der Belichtungszeit verhält es sich ähnlich.

Wie mit der M10 fotografiere ich meist im Blendenautomatik Modus, d.h. ich stelle im Menü meine gewünschte minimale Belichtungszeit ein sowie meine maximale ISO. Bei letzteren war für mich bei der M10 bei etwa ISO 6400 Schluss, danach war das ISO Rauschen und sogenannte “Banding” (sichtbare Streifen im Bild) einfach zu viel des Guten, zudem gingen viele der feinen Details verloren.

Und bei der M10 Monochrom? Hier sind ISO 6400 kein Problem. Das Bild ist frei von hässlichen ISO-Rauschen, bei ISO 12800 ebenso, selbst bei ISO 25600 bekommt man noch ein sehr sauberes Bild. Als Grenze würde ich hier ISO 51200 sehen. Kein Vergleich also zur M10 und den meisten anderen digitalen Kameras anderer Hersteller. Ich würde die M10 Monochrom fast als “ISO-less” Kamera bezeichnen, da man sich zu 95% der Fälle keine Gedanken um die ISO machen muss. In der praktischen Anwendung kann man so z.B. in der Street Photography die minimale Belichtungszeit auf 1/250s oder 1/250s stellen, die Blende auf F8 und sich somit sicher sein, dass - was auch immer kommt - die Kamera ein überragendes Bild abliefern wird. Man kann sich somit auf das Wesentliche konzentrieren: Bildaufbau, tolle Momente und Emotionen.

Und sonst?

Nicht nur die ISO Leistung ist überragend, auch der sogenannte dynamische Umfang ist deutlich verbessert worden gegenüber der M10 oder M10-P. Bei Letzteren war meine Erfahrung, dass man in der Bildbearbeitung 2 Blenden, maximal 3 Blenden Spielraum hatte. D.h. Lichter und Tiefen kann man 2-3 Blenden in die jeweilige Richtung “schieben” ohne das es zu einem Qualitätsverlust kommt, wobei die Leica Sensoren eher mäßig im Umgang mit den Lichtern sind (viele helle Bereiche im Bild, z.B. Himmel, Sonne, etc) aber sehr gut in der “Wiederherstellung” der Schatten / Tiefen sind. D.h. es empfiehlt sich immer etwas zu unterbelichten und die Schatten in der Bildbearbeitung aufzuhellen.

Die M10 Monochrom stellt seine M10 Brüder hier so richtig in den Schatten (sprichwörtlich!). Es ist kein Problem 4-5 Blenden in der Bildbearbeitung rauszuholen. Das lässt viel Spielraum für die eigene Kreativität und hebt den M10 Monochrom Sensor auf das Niveau aktueller Sony Geräte. Die folgende Bildreihe zeigt wie viel dynamische Power in der Monochrom steckt:

(Von Links nach Rechts: unbearbeitetes DNG, DNG mit +2 Helligkeit, DNG mit +4 Helligkeit)

Zu guter Letzt: die 41 Megapixel

Ja es gibt noch weiteres Merkmal über das wir sprechen müssen. Andere Hersteller haben es seit Jahren. Leica seit der Einführung der SL2 und Q2 auch und nun endlich auch in den M-Modellen. Zwar haben die zuvor genannten Modelle 47 und die M10 Monochrom “nur” 41 Megapixel aber Leica ist von ihrem Mantra “24 Megapixel sind genug” endlich abgekommen und bietet den Nutzern in allen Modellreihen zeitgemäße Auflösungen. Was auch nicht sonderlich überrascht, so veröffentlichte Leica selbst seit Jahren schon Objektive, welche an 24 Megapixel Sensoren eher etwas verloren wirkten (Hallo 50mm Apo-Summicron!).

Jetzt mag es immer noch Stimmen geben, die genau dieses Mantra wiederholen und sagen, dass 24 Megapixel absolut ausreichend sind für ihre persönlichen Zwecke. Und da stimme ich sogar zu! Insbesondere wenn man bedenkt, dass viele der heutigen Bilder in den sozialen Medien Verwendungen finden und zuvor ein mickrige Kleinstgrößen komprimiert wurden.

ABER mehr Megapixel haben ist besser als sie irgendwann mal zu brauchen. So lassen sich Bilder in der Bearbeitung einfacher zuschneiden ohne das man massiv an Qualität verliert. Oder, ja klar, man kann größer Drucken (ja sowas gibt es noch!). Folgende Bildreihe mit der bezaubernden Julia Firme zeigt die Vorteile der höheren Auflösung der M10 Monochrom sehr anschaulich:

(Von Links nach Rechts: Originalaufnahme, 1:1 “Zoom”. Kein Schärfen oder Hinzufügen von Klarheit in der Bearbeitung)

Ein bisschen Meckern muss auch sein

Die M10 Monochrom ist nicht frei von Kritik. So teilt sie die gleiche Bodenplatte ihre M10 Brüder. Diese ist an die analogen M Modelle angelehnt und kann nur komplett entfernt werden. Das mag eine wohl gemeinte Huldigung an die eigene Vergangenheit sein, ist aber auf der anderen Hand ein langwieriger Prozess um den Akku oder SD-Karte zu wechseln. 

Ein weiterer Punkt sind die 41 Megapixel. Diese erzeugen natürlich auch größere Files, welche auf die SD-Karte geschrieben werden müssen. Da Leica am internen Puffer von 2GB nichts geändert hat, kann die M10 Monochrom demzufolge im Vergleich zu den Vorgängern nicht so viele Einzelbilder nacheinander machen bevor der Puffer irgendwann voll ist. Auch muss erwähnt werden, dass durch die größeren RAW Dateien euer Rechner mehr arbeiten muss um diese zu bearbeiten.

Für mich persönlich sind diese Kritikpunkte aber eher zu vernachlässigen.

Jetzt mal Hand auf’s Herz

Ja die M10 Monochrom ist eine fantastische Kamera für alle jene, die es sich leisten können und wollen. Der neue Sensor verhilft den neueren Leica M Objektiven zu einer angemessenen Bühne. Die Verbesserung beim dynamischen Umfang und der ISO Leistung sind nicht nur willkommen, sondern stellen regelrecht dramatische Verbesserungen für die M-Serie dar.

Ein Punkt habe ich in diesem Review komplett ausgeklammert, dass die Kamera “nur” Schwarz Weiß Fotos macht. Der Grund dafür ist einfach: entweder ist das für den Fotografie Interessierten von vornherein ein Ausschlusskriterium oder man ist ohnehin teilweise oder komplett in der Schwarz Weiß Fotografie zuhause. Für Letztere gibt es meiner Meinung nach aktuell keine bessere Kamera auf dem Markt.

Zugegebenermaßen habe ich selbst in den vergangenen Jahren wenig bis gar nicht in Schwarz Weiß fotografiert. So gesehen war diese Reduzierung auf Schwarz Weiß eine willkommene Abwechslung für mich, ein bisschen auch wie ein Schwarz Weiß Film einlegen, nur eben digital. Man fotografiert ein wenig anders, man achtet mehr auf Licht und Kontraste um die Abwesenheit von Farbe “auszugleichen”. Oder anders ausgedrückt: man eliminiert den Störfaktor Farbe und reduziert das Bild auf das Wesentliche. Schon erstaunlich was so eine Kamera im Kopf auslösen kann.

Es ist jetzt schon ein paar Monate her, seit dem ich das Review Modell von Foto Goerlitz in den Händen halte durfte und ein bisschen Sehnsucht habe ich schon!